Kann der Verbrennungsmotor innerhalb kurzer Zeit abgeschafft werden?

Artikel der Automotive Practice Group von InterSearch Worldwide

Dass die Menschheit etwas ändern muss, um die Erde langfristig als Lebensraum zu erhalten, steht außer Frage – und natürlich spielt die Automobilindustrie bei dieser Herausforderung eine wichtige Rolle. Was jedoch diskutiert werden kann und sollte, sind die Mittel, um dies zu erreichen.

Viele Länder rund um den Globus haben das Elektrofahrzeug als geeignete Alternative (bzw. Nachfolger) zum Verbrennungsmotor auserkoren und dementsprechend Anreize in Form von Subventionen oder Steuererleichterungen entwickelt, um diese zu fördern. Die einzelnen Ziele sind jedoch sehr unterschiedlich: Während die chinesische Regierung bis 2025 einen Anteil von 20 % aller verkauften Fahrzeuge anstrebt, verfolgt Kanada ein Ziel von 60 % im Jahr 2030 und 100 % im Jahr 2035. Letzteres deckt sich mit dem Plan der EU, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2023 zu verbieten. Über die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme wird in den EU-Ländern jedoch heftig diskutiert, da Alternativen wie E-Kraftstoffe oder Wasserstoff überhaupt nicht in Betracht gezogen werden. Die ausschließliche Fokussierung auf E-Fahrzeuge birgt Risiken. Was nicht vergessen werden sollte: Große OEMs produzieren für die ganze Welt, sie können sich also kaum auf eine Technologie beschränken und damit relevante Marktanteile verlieren.

E-Autos benötigen eine Infrastruktur, die an manchen Orten leicht aufgebaut werden kann, an anderen aber kaum. Nicht nur zwischen einzelnen Ländern, sondern auch innerhalb eines Landes gibt es enorme Unterschiede – man denke z.B. an ländliche versus städtische Gebiete. Auf Länderebene wird die Kluft noch deutlicher. „Abgesehen von China, den USA und Europa ist der Fortschritt in anderen Regionen der Welt aufgrund der Regierungspolitik, der fehlenden öffentlichen Ladeinfrastruktur und der hohen Preise für E-Fahrzeuge langsam“, sagt Malena Juarez von InterSearch Mexico. Während Mexiko beispielsweise über insgesamt 290 Ladestationen verfügt, gibt es in den Niederlanden mehr als 115.000 Stationen. „Aber auch in der EU gibt es noch viel zu tun, denn das derzeitige Verhältnis von 13 Autos zu einer Ladestation ist weit entfernt vom erforderlichen Verhältnis von 9 zu 1“, weiß Francesco Righi von InterSearch Italien.

Auch die Akzeptanz ist ein großes Thema: Aufgrund der viel geringeren Reichweite eines E-Autos müssen sich die FahrerInnen in hohem Maße auf neue Zeitpläne einstellen – was in manchen Berufsfeldern wie dem Außendienst höchst problematisch ist. So sagt Igor Svatoš von InterSearch Tschechische Republik: „Die Kunden verlangen zeitliche Flexibilität – aber die begrenzte Reichweite der Autos und das Netz der Ladestationen machen es den E-Auto-Nutzern schwer, die strengen Termine einzuhalten.“ Hybridfahrzeuge sind eine naheliegende Lösung, da sie die an jedem einzelnen Standort vorhandene Infrastruktur nutzen, sei es Kraftstoff oder Strom.

Im Hinblick auf die Akzeptanz ist der Preis natürlich das wichtigste Argument: Carlos Tavarez, CEO von Stellantis, erklärte kürzlich, dass die größte Herausforderung für die Autohersteller heute darin besteht, Elektroautos zu verkaufen, die für den Durchschnittsverbraucher erschwinglicher sind. Wenn E-Autos nicht billiger oder zumindest genauso teuer wie Verbrennungsautos sind, werden die Verbraucher zögern, umzusteigen. Eine Preissenkung kann durch die oben erwähnten Anreize erreicht werden, aber auf lange Sicht kann nur die Massenproduktion die Lösung sein. Dies erfordert Sicherheit in der Lieferkette, weshalb u.a. europäische Unternehmen beginnen, ihre eigene Batterieproduktion aufzubauen, um die Nachfrage zu befriedigen, ohne von China abhängig zu sein, das diesen Markt immer noch stark dominiert. In den USA gehen die Maßnahmen sogar noch weiter, denn es ist ein neues Gesetz auf dem Weg, das vorschreibt, dass Batterien in einem der USMCA-Vertragsstaaten hergestellt werden müssen: USA, Kanada oder Mexiko, wobei die Rohstoffe aus einem dieser Länder oder einem anderen Handelsverbündeten der USA stammen müssen. Binita Ghosh von InterSearch India erinnert daran: „Ein Land, das viele in Bezug auf Ressourcen noch nicht auf dem Radar haben, ist Indien, das zu einem Nettoexporteur von Lithium in großen Mengen auf die globalen Märkte werden könnte.“

Grundsätzlich machen E-Autos nur dann Sinn, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird, sonst ersetzt lediglich ein Übel das andere. Bislang können nur wenige Länder der Welt diese Voraussetzung garantieren. Und in diesem Zusammenhang muss auch die Bezahlbarkeit auf der Straße berücksichtigt werden: Schwankende Strompreise sind nicht die beste Grundlage, um die gewünschte grüne Technologie weiter zu etablieren. Natürlich können Hausbesitzer ihre eigene Solarladestation errichten – aber das ist eine vernachlässigbare Minderheit.

Und warum bleiben die klimatischen Herausforderungen häufig unerwähnt? Nicht die allgemeinen, sondern die in Bezug auf die Akkulaufzeit. Winterliche Temperaturen sind immer noch ein großes Problem und verringern die Reichweite von E-Fahrzeugen erheblich. Das führt uns zu einem der wichtigsten technischen Aspekte der Diskussion: die Batterien. Hier gibt es noch viel Entwicklungsbedarf, um nur einige Herausforderungen zu nennen: Verfügbarkeit von Ressourcen, Recycling, Reichweite/Laufzeit…

Widukind Baier, Global Leader der Automotive Practice Group: „Wir befinden uns heute in einem fortgeschrittenen, aber sicher noch nicht im endgültigen Stadium der batteriebetriebenen Fahrzeuge. Radikale Regelungen, wie sie in der EU geplant sind, sollten daher nur mit Bedacht verfolgt werden. Es wäre ein Fehler, die Alternativen aus den Augen zu verlieren.“

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